Stuttgarts (innovative?) Maßnahmen gegen Feinstaub

Stuttgarts (innovative?) Maßnahmen gegen Feinstaub

Fahrverbote und Busspuren, Ausbau des ÖPNV, blaue Plakette… Viele Ideen, wie die Feinstaub- und Verkehrsbelastung im Stuttgarter Kessel reduziert werden könnte, wurden in den letzten Monaten diskutiert. Doch ein vielversprechender Lösungsansatz kommt in dieser Diskussion erstaunlicherweise so gut wie gar nicht vor:
Die stärkere Förderung von Fahrgemeinschaften!

Die Stadtverwaltung prüft, ob die Einführung von Busspuren zur von OB Fritz Kuhn angestrebten Verkehrsreduktion von 20% beitragen kann, oder durch die reduzierte Anzahl an Fahrspuren es zu mehr Ausweichverkehr durch Wohnquartiere oder Stau und damit Feinstaubbelastung kommt. Eventuell wolle man die Spur auch für Elektrofahrzeuge freigeben und damit deren Verbreitung fördern. Wie schnell sich allerdings Elektromobilität in der Masse durchsetzt, oder ob eine solche Spur tatsächlich eine reine „Tesla-Spur“ würde, lässt sich heute nur schwer beurteilen.

Doch warum erwägt Stuttgart nicht die Einführung von Fahrgemeinschaftspuren nach amerikanischem Vorbild? Insbesondere dort, wo sie erst ab einem Besetzungsgrad von 3 Personen pro Fahrzeug genutzt werden dürfen, reduzieren sie maßgeblich den Verkehr. Würden also ab Herbst bei Feinstaubalarm Busspuren auf der B14 eingerichtet, so sollten diese im gleichen Zug für Fahrgemeinschaften freigegeben werden, und nicht nur für Elektrofahrzeuge.

Die dauerhafte Einrichtung von Fahrgemeinschaftsspuren bedarf sorgfältiger Planung, damit die Kapazität des Straßennetzes nicht übermäßig reduziert wird, der ÖPNV hierdurch nicht unattraktiver wird und auch die dauerhafte, durchaus mögliche, Überwachung der korrekten Nutzung (Stichwort Gummipuppe) will bedacht werden.

Für den begrenzten Zeitraum eines Feinstaubalarms schafft die Bevorzugung von Fahrgemeinschaften aus unserer Sicht einen positiven Anreiz und könnte das Verkehrsaufkommen um die von OB Fritz Kuhn angestrebten 20% reduzieren helfen.

Eine Fahrgemeinschaft, bei der man Zuhause abgeholt wird, und vielleicht bis direkt zum Arbeitsplatz mitfahren kann, dürfte für viele Pendler attraktiver sein, als sich mit hohem Zeitverlust in den Stau am Wasen-Parkplatz einzureihen, und mutmaßlich mehrmaligem Umsteigen per Pendelbus zum Arbeitsplatz zu gelangen. Die geringen Nutzungszahlen der extra eingerichteten U11 während der Feinstaubtage im letzten Winter machen deutlich, dass dieses Angebot nicht attraktiv ist.

Keinesfalls sollten nur für diese Spitzenzeiten Busse im Wert von 4 Millionen Euro angeschafft werden, mit dann nochmals zusätzlichen 15.000 Euro Einsatzkosten je Tag. Wo doch die erforderliche Transportkapazität bereits in Form der vielen, nicht ausgelasteten Fahrzeuge nutzbar wäre.

Innovativ (zumindest in Deutschland) wäre es hingegen, den Wasen während der Tage mit Feinstaubalarm gebührenfrei als Mitfahrparkplatz zur Verfügung zu stellen. Mit „Haltestellen“ für Mitfahrer, die in verschiedene Stuttgarter Bezirke mitgenommen werden möchten und es anderen Fahrern damit ermöglich, die Fahrgemeinschaftsspur zu nutzen.

„Slugging“ heißt dieses spontane Mitfahren in den USA, wo diese Innovation in einigen Metropolen seit mehr als 50 Jahren eine verlässliche Mobilitätsoption ist.

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